Mittwoch, 29. April 2015

Eines gleich vorweg: Sie werden Geduld brauchen. Viel Geduld. Eine Frozen Shoulder macht keinen Spaß, ist eine Behinderung im Alltag und Sie werden möglicherweise einige geliebte Aktivitäten für einen längeren Zeitraum nicht mehr ausüben können (bei mir waren es Radfahren und Segeln).

Die gute Nachricht: Die Schmerzen sind in den Griff zu kriegen. Folgende Mittel sind bekannt - ich ergänze die Sachinfos durch meine persönlichen Erfahrungen.

  1. Schmerzmittel - oral. Hier werden vor allem NSAR gereicht - also Ibuprofen und Diclofenac in unterschiedlichen Dosierungen. Es gibt verschiedene Untersuchungen hinsichtlich der Frage, ob man die Medikamente dreimal oder zweimal täglich einnehmen sollte. Mit einer morgendlicher und einer abendlichen Einnahme kommt man meiner Erfahrung nach ganz gut hin. Wie alle Medikamente dieser Klasse sollten sie aber nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, weil sie die Magen- und Darmschleimhaut schädigen. Wer eh schon über ein Ulkus oder ähnliches verfügt, sollte diese Medikamente besser gar nicht nehmen. Viele Ärzte verordnen parallel einen Protonenpumpenhemmer (Omeprazol), um die Magenschleimhaut durch eine Reduktion der Magensäurebildung zu schonen. Ich halte davon aber auch nicht sehr viel, weil die Säure ja auch - neben der Verdauung - eine Schutzfunktion hat, nämlich die Abwehr von Keimen. Man kann sich unter einer Magensäureblockerbehandlung schneller Magen-Darm-Infekte holen.

  2. Schmerzmittel - auf die Haut Diclofenac gibt es auch als Salbe, z.B. unter dem Handelsnamen Voltaren. Hilft recht gut, kühlt angenehm, bei starken Schmerzen reicht das aber nicht und erfordert häufiges Nachcremen. Manche Apotheken rühren eine Spezialmixtur aus DMSO und Diclofenac an, z.B. die Lortzing-Apotheke. DMSO ist ein Wirkstoff, der per se entzündungshemmend wirkt, zugleich dafür sorgt, dass das Diclofenac tiefer in die Haut transportiert wird. Ich habe mit dieser Salbe extrem gute Erfahrung, doch dazu später.

  3. Kühlung Besorgen Sie sich flexible Kühlpacks und kühlen Sie gerade in der entzündlichen Anfangsphase der Frozen Shoulder so oft wie nur möglich alle schmerzenden Bereiche. Es schadet dem Organismus nicht und reduziert Schwellungen und Entzündungen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den Cool Shirts der Schulterhilfe. Sie haben Laschen, in die man kleine, flexible Coolpacks reinschieben kann. Damit kann man die schmerzenden Bereiche fast durchgehend kühlen. Ich habe mir zusätzlich große Coolpacks gekauft und sie mir nachts "einmal rum" um den Oberarm gebunden.

  4. Cortison Kortison kann man injizieren und als Tablette einnehmen. Kortison reduziert Entzündungen und damit den Schmerz, zuweilen dramatisch. Injektionen sind effektiver und belasten den Organismus weniger, haben allerdings den Nachteil, dass es Verletzungs- und Infektionsrisiken gibt und auch eine sehnennahe Injektion zu Beschädigung der Sehnen führen kann. Injektionen darf man auch nur wenige Male machen, sonst steigt das Sehnenriss-Risiko. Ich habe hingegen sehr gute Erfahrungen mit einer oralen Kortisontherapie. Man beginnt mit einer Tageseinmaldosis von 40mg und schleicht diese dann über einen Zeitraum von mehreren Wochen aus, indem die Dosis alle 4-5 Tage um 20 Prozent reduziert wird.

Persönliches Fazit Ich habe viele Monate herumgedoktert und vieles ausprobiert. Es war frustrierend, weil ich über all die Monate teils heftige Schmerzen hatte. Daher mein Rat an Betroffene: Probiert folgendes aus.

  • Kühlen, kühlen, kühlen.
  • Schnell mit einer oralen Kortisontherapie beginnen und diese nach 4 Wochen weitere 4 bis 8 Wochen auf einer Erhaltungsdosis von 5mg / Tag ausdehnen. Keine Angst vor Nebenwirkungen. Kortison wird häufig verteufelt. Es spricht aber überhaupt nichts dagegen, es einmal 1-2 Monate in einer solcher Dosierung zu verwenden.
  • Diclofenac-DMSO-Creme anwenden.

Diese Trias hat bei mir nicht nur die Schmerzen fast komplett besiegt, sie ist auch gut in den Alltag zu integrieren und sie hat mir eine Beweglichkeit von 10/10/10 (vorne/rechts/hinten) Grad auf 100 / 50 / 50 Grad gebracht. Wie gesagt, ich bin ein Einzelfall, bei Ihnen kann es ganz anders sein, aber probieren Sie es vielleicht einmal aus oder diskutieren Sie es mit Ihrem Arzt. Jedwede medikamentöse Behandlung muss sowieso mit Ihrem Arzt abgesprochen sein, denn möglicherweise reagieren Sie auf den einen oder anderen Stoff allergisch oder dürfen ihn aus anderen Gründen nicht verwenden.




Haben Sie einen Unfall gehabt oder eine sonstige akute Verletzung im Bereich des Schultergelenks? Dann sind folgende Dinge zwingend - fordern Sie sie von Ihrem Arzt ein. Wenn er sich daran nicht hält, wechseln Sie den Arzt. Sie können sich monate-, ja jahrelanges Leiden ersparen.

  1. Röntgen: Pflicht. Dient der Abklärung, ob es Frakturen (Brüche) gibt - und davon hängt ab, ob die Schulter oder der Oberarm zeitweilig ruhiggestellt werden muss.

  2. MRT (Magnetresonanztomographie): Pflicht! Umso wichtiger, weil nur hier sichtbar ist, ob die Rotatorenmanschette (Gelenk, Sehnen) intakt ist und ob es Flüssigkeitsansammlungen im Knochen (Bone Bruise / Knochenmarksödem), an den Sehnen (Sehnenentzündung) oder Schleimbeutel (Bursitis) gibt. Sehr kleine Brüche sind im Röntgen auch nicht gut sichtbar. MRT ist unverzichtbar bei einem akuten Trauma. Lassen Sie sich nicht abwimmeln, weder von dem Arzt oder auch von der externen Radiologiepraxis - gerade bei akuten Traumen ist ein zeitnahes unverzichtbar. Zahlen Sie es notfalls aus eigener Tasche.

  3. Eingehende körperliche Untersuchung. Sie müssen den Oberkörper freimachen und gesunden und kranken Arm parallel bewegen, aktiv und vom Arzt gestützt passiv. Der Arzt stellt fest, wie weit Sie die Arme aus eigener Kraft und geführt bewegen können und hält dies in Gradzahlen fest. Es sollte sich ein ausführlicher Tastbefund anschließen. Schulterspezialisten können so Lage und Schmerzempfindlichkeit der Sehnen und des Schleimbeutels überprüfen, aber auch Probleme im Knochenbereich feststellen.

  4. Verlangen Sie eine angemessene Schmerzausschaltung. Hierfür gibt es sehr viele verschiedene Wege, darauf komme ich im Artikel "Schmerzen" zurück.




Es gibt zwei Ursachen für die Frozen Shoulder oder Schultersteife. Man spricht von einer primären Frozen Shoulder, wenn diese ohne vorherige sicht- oder erkennbare Einwirkung auftritt - wie z.B. ein Unfall oder dergleichen. Der genaue Prozess, der eine Frozen Shoulder in diesem Fall nach sich zieht, ist noch nicht geklärt. Was man allerdings weiß ist, dass Diabetiker ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an einer Frozen Shoulder zu erkranken. Ebenfalls erhöhtes Risiko besteht bei Vorerkrankungen des Schultergelenks wie z.B. Verschleißerscheinungen. Längerfristige Fehlhaltungen können ebenfalls zu einer Frozen Shoulder führen. Und damit kommen wir auch per fließendem Übergang zur sekundären Frozen Shoulder.

Diese tritt oft nach Unfällen, Stürzen, Verletzungen, Prellungen, Quetschungen im Bereich des Oberarms oder der Schulter auf. Sehr typisch sind so genannte Hochrasanztraumata - also Motorradunfälle. Frakturen des Oberarmknochens (Humeruskopf), aber auch Entzündungen des Schleimbeutels im Schultergelenk sind typische Erstauslöser für eine Frozen Shoulder. Durch die schmerzbedingte Schonhaltung wird die Schulter langsam steif - zugleich aber auch empfindlicher für Schmerzreize durch falsche Bewegungen. Ein Teufelskreis: Man muss über Tage oder Wochen hinweg mehr oder weniger tatenlos zusehen, wie die Schulter immer unbeweglicher wird.




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